Merkur

OMG. Ich habe ihn gesehen. Gestern. Nur kurz, aber es war wie ein Wasabi-Flash oder wie George Clooney auf der anderen Straßenseite, also bevor er sich verlobt hat. Das Bühnenbild ist berauschend: Ein tief türkisfarbener Abendhimmel mit einem goldroten Rest von untergegangener Sonne. Der strahlende Jupiter in Augenhöhe und plötzlich: Da blitzt er! Da ist er! Da! Merkur. Der Kleinste, Schnellste, Sonnennächste mit einem Orbit von höchster elliptischer Exzentrizität. Ich liebe ihn. Kann meinen Blick nicht von ihm wenden. Hüpfe vor Begeisterung auf dem elastischen Holz meiner Aussichtsterrasse herum. Eine schnelle Bewegung am Himmel – und weg ist er.

ImageDie Glückshormone diffundieren und mein Gehirn fragt mich was die ganze Aufregung soll. Was ich mit Merkur zu schaffen habe. Einem zu heißen bzw. zu kalten und zu dichten Gesteinsplanet. Einem Eisenbrocken, den Jupiters Schwerkraft jederzeit aus seiner Umlaufbahn herausreißen, aus dem Sonnensystem heraus oder gar in die Sonne hinein schleudern könnte. Der mit der Venus oder mit uns, der Erde, kollidieren und uns alle auslöschen könnte.

Kann ein Gehirn eifersüchtig auf einen Himmelskörper sein? Klingt schon ein bisschen danach, oder. Wozu sonst diese brutale Wortwahl und die zerstörerischen Szenarien. Was mein Gehirn noch nicht weiß: Ich werde ihn jetzt jeden Abend treffen, auf die Schnelle, auf einen Kick. Merkur. Bis er sich wieder meinem Blick entzieht.

 

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