Elisabeth, Moni- und Veronika

elsbeereIch und mein Pflanzenkalender.
Die Elsbeere ist mit der Mehl- und Vogelbeere verwandt. Das klingt wie: Die Elisabeth ist mit der Moni- und Veronika verwandt. Schlagen in die gleiche Art. Sind aus dem selben Holz geschnitzt. Das Holz der Elsbeere ist hart aber elastisch. Die Haut von Elisabeth ist zart aber plastisch. Die apfelähnlichen Früchte der Elsbeere sind gekocht oder in sehr reifem Zustand genießbar und bei Vögeln sehr beliebt. Aus ihnen kochen die Damen Schnäpse und Marmelade, die sie gut gelaunt genießen, auf den Schnaps fangen sie an, Lieder zu singen von Vögeln, die Elsbeeren futtern.

In der Pflanzenliteratur* werden die Pflanzen stark vermenschlicht beschrieben. Verwandtschaft. Gesellschaft. Treue. Kultur. Reich. Mega- und Mikro. Ein Beispiel für die Elsbeere (Sorbus torminalis): … eine der wenigen Sorbus-Arten, die nicht bastardiert. Also keine nichtehelichen Nachkommen. Das ist jetzt bei Elisabeth, Moni- und Veronika anders. Sie sind moderne Frauen mit Kindern aus nichtehelichen Lebensgemeinschaften. Die Kinder werden zum Glück nicht mehr Bastarde genannt.

Während die Menschengesellschaft sich hierzulande in Bezug auf Begriffe liberal weiterentwickelt, bleibt die Pflanzen beschreibende Sprache im historischen Slang hängen: Die wurzelbrutbildende Halbschattenbaumart mit collin-submediterranem Optimum meidet feuchte Schattenlagen und geht nicht über 1.000 m. Liefert ein schweres, hartes und zähes Holz für Spezialzwecke.

Welche Spezialzwecke sind gemeint? Elsbeerenbaummöbel? Noch nie gehört. Musikinstrumente aus Elsbeerenholz? Hochelastische Prothesen für Menschenbeine? Whatever.

Elisabeth, Moni- und Veronika und die Kinder lieben die Berge. Vor allem die über 1.000 m, weil da gibt es mehr Felsen und Aussicht auf die leuchtend gelbe Elsbeerenherbstfärbung an den sonnigen Hängen. Die Kinder klettern auf die kalkigen Steine und wieder herunter. Die Frauen picknicken. Ihre Verwandtschaft ist eine gewählte. In ihren Augen spiegeln sich Aufrichtigkeit und Achtung vor der Aura der anderen. Außenstehende könnten sie leicht für Schwestern halten, so vertraut sind sie. Als wären sie zusammen aufgewachsen. Als wüchsen und stünden sie wie ein kleiner Hain aus Els-, Mehl- und Vogelbeere. Sie wachen mit aufmerksamem Blick über ihre Brut neeee, Kinder, damit sie sich nicht stoßen oder stürzen. Die Kinder sind wild. Haben noch keine festen Wurzeln. Wachsen noch eine Weile. Ihr Geist soll frei sein. Kein Einsatz für Spezialzwecke ist für die Kinder geplant. Sie sollen machen was und wo immer sie wollen. Elsewhere.

*Lexikon der Baum- und Straucharten, P. Schütt, H.J. Schuck, B. Stimm, 2011

4 thoughts on “Elisabeth, Moni- und Veronika

  1. Mein Gott du Liebe,
    was hast du eben grad wieder für Emotionen in mir geweckt……..

    ich lese dich so gerne, egal um was geht, was ich mag,aber besonders, wenn du mich an die Freiheit der Kinder erinnerst.
    *DANKE
    und liebGruß

    Uschi <3

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    1. Liebe Uschi, vielen lieben Dank, ich freue mich immer, wenn meine Texte Emotionen wecken :-) Kinder so frei wie möglich aufwachsen zu lassen und ihren Geist nicht zu beschränken ist so wichtig für ihr späteres Leben. Ich glaube wir können aus unserer Kindheit alle ein Lied davon singen – ein trauriges oder ein frohes, je nachdem… Wünsche dir ein schönes WE, LG Peggi

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    1. Ja, seltsame Pflanzen wandeln unter uns :-) So herum wird ein Schuh draus. Pflanzen mit Menscheneigenschaften zu beschreiben finde ich aber immer wieder schräg… Knolle, soso, also dick unter der Erde und oben etwas Kraut? Lecker…. Ich bin eher vom Typ Distel. Liebe Grüße auch an dich! Peggi

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