Enzo, der Mann mit den gelben Augen

Enzo Rn, der Mann mit den gelben AugenEnzo Rn hat eine gelbe Iris, die im Dunkeln leuchtet. Der Name Rn stammt aus Rumänien und obwohl Enzo klar ist, dass es sich um ein Kürzel handelt, einen Fehler der Einwanderungsbehörde, betreibt er Ahnenforschung. Ein Familie namens Rn findet er nicht. Auch in der um spezifisch auffällige Merkmale erweiterten Suche wird er nicht fündig. Er scheint ein Einzelfall zu sein.

Die Farbe seiner Augen ist nicht ein ins Gelbe changierendes Ocker oder eine gelbliche Note von Grün. Sie ist grell und stechend wie die Sonne selbst, hell und blendend und wenn man hineinsieht, wird man geblendet und kneift die Augen zusammen. Dann zucken hinter den geschlossenen Lidern, die immer noch orange sind und schmerzen, kleine schwarze Punkte wie Verbrennungen umher. Der Anblick, im Freien kaum auszuhalten, wird in geschlossenen Räumen und erst recht bei künstlichem Licht unerträglich.

Enzo trägt getönte Brillengläser. Er versucht auch farbige Kontaktlinsen, aber seine Augen stoßen sie ab wie fremdes Gewebe. Tränen strömen aus den Winkeln und die Wassertropfen wirken wie Prismen, die nur das gelbe Spektrum kennen. Strahlen, wie sie die Herbstsonne durch den Nebel schickt. Mit seiner Sammlung an Sonnenbrillen fühlt sich Enzo wie ein Blinder. Er weiß, dass irgendwann der Moment kommt, in dem sein Gegenüber erwartet, dass er die Brille abnimmt. Ohne den Blick des anderen funktioniert das Miteinander nicht. Daher hat er keine Freunde.

Eine Weile versucht er das Schema die Schöne und das Biest. Im Film gibt es immer Irgendeine, die aller Hässlichkeit, Grausamkeit und Obszönität zum Trotz das Liebenswerte findet. Und einige Male nimmt er die Brille ab, ohne dass die Frau gleich davonläuft. Wie die Schlange vor dem Kaninchen starrt sie ihn an und bewegt sich nicht. Versucht zu lesen was das Gelb will. Kein Gedanke stellt sich ein. Nur Leere, Nichts, das so laut ist, dass es die Worte verschlingt, die Enzo sagt.

Das Problem ist, dass Enzo sich in ihre Träume schleicht und sie dort mit seinen gelben Augen zu Tode erschreckt. Ich weiß das, denn ich bin eine von ihnen. Ich will ihn mit meiner Schönheit blenden und werde bestraft mit einem immer wiederkehrenden Alptraum. In diesem Traum bin ich eine Furie, denn ich bin zornig über diese ständige Wiederholung der Angst. Sobald Enzo in der Nacht erscheint, renne ich auf ihn zu und trommle mit meinen Fäusten an seinen Brustkorb, der sich anfühlt wie eine Eisentür. Die gelben Augen sind ein Magnetfeld, schwarze Löcher, Trichter aus dunkler Materie. Bevor Enzo seinen Blick auf mich richtet, fange ich an zu schreien.

Von meinem eigenen Schrei werde ich wach. Reset.

wir drei

wirdrei

Elegant wie die Echse sich nicht bewegt. Verwegen wirkt sie. Anna blickt sie neidisch an. Eine Haut wie eine Tasche mit winzigen rosagrünen Applikationen. Wir müssen mindestens zweimal hinschauen um die wunderbare Arbeit äh das mondäne Muster wahrzunehmen. Sie ist so starr dass unsere beiden Gehirne an ihrer Echtheit zweifeln, sie flüstern uns parallel ein hey Mädels die Echse ist nicht echt. Der Witzbold von Parkwächter hat eine Plastikfigur in die Blätter gestellt um uns zu foppen. Wahrscheinlich wartet er nur darauf dass wir sie anfassen dann wankt er wie ein Wahnsinniger durch den künstlichen Dschungel und enthüllt seine getigerte Wäsche. Gerade als wir uns amüsiert zublinzeln wollen blinzelt die Echse. Eine waschechte Wasseragame. Wunderschön.

Meinst du ich kann sie anfassen. Mit ihren fleischig lackierten Fingernägeln nähert sich Anna den Stacheln des Tiers. Sie ist immer die Mutigere. Will den Leuten jetzt der Echse ans Innere. Die zeigt uns ihre rosa Zunge in ihrem rosa Maul, oh so zart und zerbrechlich, so zärtlich und zäh zugleich. Macht einfach den Mund auf. Anna ist mächtig stolz, ich eher andächtig. Wir wissen beide nicht was wir tun. Was will sie flüstert sie. Wer weiß das schon bei einem Monster, meistens ist es marode und menschlich nicht nachvollziehbar. Anna zieht eine winzige silberne Trinkflasche aus ihrer Tasche, ich einige Apfelstückchen. Ein Schluck ein Trick. Trester und tolle Erlebnisse die nachher als Traum durchgehen. Wir füttern das Vieh. Süß spritzt der Saft und die Säure. Wir drei. Sitzen hier in der Hitze.