In den Sternen steht nichts. Trotzdem lösen sie bei mir pure Begeisterung aus. Bin ich vor einigen Monaten noch wegen Merkur ausgeflippt, den ich für den Bruchteil eines Moments am Abendhimmel flimmern sah, so sind es jetzt gleich zwei: Jupiter und Venus.
Ich weiß, es sind Planeten unseres eigenen Sonnensystems, keine Sterne. Aber Venus wird ja im Allgemeinen als Abend- oder Morgenstern bezeichnet, je nachdem, wo sie gerade steht bzw. wo wir gerade stehen. Also stehen tun wir alle nicht. Wir bewegen uns mit dieser Affengeschwindigkeit erst einmal um unsere eigene Achse, dann rasen wir mit zigtausend km/h um die Sonne und driften mit dem Universum, das sich schneller als das Licht ausdehnt, unbemerkt mit. Drei Geschwindigkeitsebenen, das ist kaum vorstellbar. Ich gehe jetzt von der physikalischen Betrachtung weg, das bringt ja nichts, vor allem nix in Sachen Romantik, wo ich eigentlich hin will.
Seit einer Weile blinken Venus und Jupiter am östlichen Himmel kurz bevor die Morgendämmerung anbricht. Und heute Morgen waren sie so nah wie sie nur alle 15 Jahre sind – und: ich habe sie gesehen!! Als hätte mich ein silberner Strahl aus der Wärme meiner Schlafstatt gezogen, stehe ich zitternd vor Kälte und glücklich wie ein Kind auf meiner Aussichtsterrasse. Mein Schlafgefährte folgt mir schüchtern und legt mir eine Decke um die Schultern, mit den Sternen kennt er sich nicht aus. Ich zeige und flüstere. Ich montiere das Fernglas auf das Stativ. Ich hole tief Luft, denn ich weiß es wird mir die Sprache verschlagen. Da sind sie: Jupiter riesengroß mit seinen vier größten Monden als winzige Lichtpunkte, daneben Venus in leuchtender Pracht. Sind sie nicht wundervoll.
Ich habe mir schon oft überlegt, warum ich den Blick nicht vom Himmel wenden kann, wenn die Sterne leuchten, so ganz erschließt sich mir das nicht. Eine Nacht gemeinsam unter freiem Himmel ist das Größte für mich. Es fühlt sich an als wäre ich selbst eine von denen die da durch den Raum schweben. Warum also wissen wollen wieso. Es wäre genauso wenig wichtig, wie die Größen der Geschwindigkeit die ich mir nicht merken kann, Datenkram halt. Für die Gefühle völlig irrelevant.
(Auf den Fotos sind nur Wolken. Für Aufnahmen von Venus und Jupiter habe ich nicht das geeignete Equipment, daher hier noch ein kleines 6 sec-VineVideo vom Lick Observatory)
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