Kuckuck

kuckuck-uhr-substanzTick Tack Tick Tack
Atomuhr tickt
Atomuhr klickt
klick klack
Korrektuhr

Urgestein spritzt
Feuerblitz blitzt
Stern schickt
Neues Licht

Neues Licht im Neuen Jahr
Sehe mich im Neuen Licht
Sehe dich im Neuen Licht
Wellenlänge ist das nicht

Tick Tack Tick Tack
fick fuck fick fuck
Vorsicht das Atom
Verrutscht

Aus der Korrektuhr
Kräht der Kuckuck KUCKUCK
KUCKUCK

Materie … Möbel, Gitarre und so

gitarre-akustisch-substanz

Ein Moment der Stille schenkt mir einen kurzen Seelenfrieden. Dabei schalte ich nur eben den Rechner aus und sehe die Verdunkelung des Monitors. In der flächigen Schwärze ist die Ruhe wie die vor dem Sturm. Ein Innehalten der Welt. Ein Sich-Öffnen der Sinne. Wie luftige Tentakel schweben sie forschend in der Luft auf der Suche nach Widerstand. Kein Widerstand da – alles nur geräumiger Raum. Ich höre nichts. Ich sehe nichts. Wie nenne ich diese Art der Wahrnehmung von wuchtigem Nichts?

Im Raum ist keine Leere, sondern Fülle. Alle sind da. Das Glück ganz vorn, es dreht sich um. An seiner Seite die Seligkeit in ihrem weißen Kleid. Hand in Hand mit einer Gitarre. Sie lässt mich die Liebe sehen, wie ganz nebenbei. Sie sind immer alle da. Sie mischen sich unter die Materie, Möbel und so. Meine besten Freunde und die gefürchteten Feinde. Missgunst. Miss Gunst. Eifersucht. Diese süße Frucht. Und das Lachen der Güte.

Ich gehe auf die Gitarre zu, denn ich habe Lust auf die Liebe. Ganz nah ist sie und ihre Saiten sind gespannt auf das, was kommen mag. Um die Stille nicht zu stören, streiche ich nur über das blanke Holz, glatt wie ein schneller Gedanke. Meine Liebe ist nicht an die Zeit gebunden. Vergangenheit ist Gegenwart und Zukunft. Es sind nur Namen für neue Gemische. Luft, Gas, Licht, Geräusch. Immer wieder anders.

Der Moment vergeht. Er lässt einige Moleküle hängen. Schwebeteilchen mit dem Duft von Veilchen. Maiglöckchen mag ich lieber, mault mein Gehirn. Wo war es eben? Ein wenig weg. Eine Ewigkeit fort. Solange wie dieser Moment währte. Eine kleine Glückseligewigkeit.

 

Komm ins Licht

Anna sagt: Ich bin müde. Den ganzen Tag schwimme ich wie ein Goldfisch im Glas im Kreis herum. Ich lege gewaltige Strecken zurück. Im Laufe meines Lebens bin ich schon dreimal um die Erde geschwommen. In kleinen immer gleichen Runden. Mein Horizont ist ein Kreis aus Zimmerwänden.

Ich schaue in Annas Augen und sehe schwarz. Senke meinen Blick. Verrate mich damit. Was ist, fragt sie. Du brauchst eine Öffnung, sage ich. Du musst raus aus dem Glas. Es ist wie eine gefrorene Aura. Schwarz statt Weiß. Ich verstehe das nicht.

Das Schwarz steht für meine unerfüllten Wünsche. Ich habe sie schon so lange, dass sie angelaufen sind. Sie sind aus Silber. Aus kühlem Metall, das schimmert wie der Mond. Ich bin innen und das Schwarz ist außen. Ich habe Angst, dass ich die Schicht nicht mehr durchbrechen kann. Meine Wünsche wollen raus. Du hast es gesehen, stimmt`s?

Ja. Dann hilf mir, wenn du kannst. Ich bin keine Seelenklempnerin. Nein, aber eine Schwarzseherin. Sie grinst schief. Ich kann dir nicht helfen. Doch. Okay, ich versuche es. Anna beschreibt ihre Angst. Sie ist wie Asche mit Wasser. Eine Kruste. Mit Disziplin gehärtet. Weil das was innen ist, stark sein kann. Es drückt nach außen: Wie ein Gras, das durch den Asphalt will. Manch ein Halm schafft das sogar. Wenn er sich über die Oberfläche streckt, wird er zertreten.

Du hast mehr Angst vor dem Licht als vor dem Dunkel, Anna. Was sind das eigentlich für Wünsche?

Anna lacht. Ich getraue mich nicht, das zu sagen. Wir sind in einem öffentlichen Raum. Dann schreibe mir einen hier auf diesen Zettel, nur für mich zum Lesen. Aber du darfst nur lesen, den Zettel will ich nicht aus der Hand geben. Okay. Anna kritzelt einen Satz und schiebt ihn mir hin. Ich kneife die Augen zusammen. Ehrlich? Das ist ein unerfüllter Wunsch von dir? Das ist ja …. also …. das hätte ich nicht gedacht. Findest du ihn schlimm? Nein! Überhaupt nicht, er ist eigentlich ein völlig normaler unerfüllter Wunsch, wie wir alle ihn irgendwie haben. Ja, du auch? Na ja, so ähnlich, nicht ganz genau gleich. Dann bin ich ja beruhigt.

Anna will einen Deal. Ich darf ihre unerfüllten Wünsche lesen, aber ich darf nicht darüber schreiben. Komischer Deal in meinen Augen, aber wenn`s hilft. Therapeutische Vorstufe nenne ich das. Dafür kriege ich von ihr einen Ellenbogen in die Rippen. Zeit für Rotwein.

„Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit.“ Nelson Mandela

Schweine

WaldIm Wald begegnen wir einer parfümierte Frau. Ihr Duft weht wie ein Spinnenfaden hinter ihr her, verfängt sich im Gestrüpp und sinkt lautlos aufs Moos. Wir könnten leicht in ihren Sog geraten. Mit unseren feinen Nasen den verstreuten Molekülen folgen. Immer tiefer in den dunklen Wald hinein. Anna sieht mich schweigend an. Ich nicke.

Ab und zu leuchten ihre blondierten Haare zwischen den Bäumen auf, denn die Sonnenstrahlen verfangen sich in ihrem Haar wie ihr Duft im Dickicht. Keine Äste knacken, als wir die Wege verlassen. Längst ist unsere Orientierung an den dicken Stämmen kleben geblieben. Seit dem letzten Sturm liegen sie auf dem Boden, wir steigen darüber, unsere Nägel versinken im Harz. Würziger Baumsaftgeruch drängt sich auf. Wir scheuchen ihn fort. Wollen die Fährte der Frau nicht verlieren. Mühe- und schwerelos schreitet sie. Sieht sich nicht um. Anna hat diesen fixierten Blick. Will ihren Willen.

Was meinst du, wo geht sie hin? Ich zucke mit den Schultern. Bin ja eigentlich gerne im Wald. Laufe auch stundenlang ohne Zeichen an den Bäumen, bis es endlich ruhig ist. Bin durchaus überzeugt von Kräften, die ich nicht verstehen oder ermessen kann. Aber einer parfümierten Frau folgen? Ist das gut?

Anna sagt es ist Abenteuer. Ich habe keine Lust mehr. Nun stehen wir hier und streiten. Wie Elster und Häher. Der Wald kennt das. Man muss nicht schweigen, um sich angemessen zu verhalten. Die Hirsche brüllen, die Vögel kreischen, die Mäuse piepsen und die Schweine machen schnorchelige Geräusche, als würden sie unter Wasser atmen. Überhaupt, die Schweine. Sie sind so rücksichtslos. Stecken ihre Rüssel in die weiche Erde und zertrampeln zarte Triebe mit ihren Hufen. Scheren sich den Teufel um die Ästhetik des Anblicks. Nachts rennen sie kilometerweit auf und ab, suhlen sich im Schlamm und machen Töne, die uns das Blut in den Adern gefrieren ließen, wären wir da. Sind wir aber nicht. Anna sagt Spielverderberin.

Die Frau ist verschwunden. Das Gelände ist hügelig und von Hohlwegen durchzogen. Wollten wir ihr auf den Fersen bleiben müssten wir jetzt hetzen. Hetzjagd. Will ich nicht. Mein Nichtwille ist stärker als Annas Trotz. Was soll sie auch machen? Alleine weiter? Eine Ablenkung wäre gut. Wie vorhin das Parfum, das uns abgelenkt hat.

Da hinten in der Senke glitzert etwas. Ich zupfe Anna am Arm und wir folgen dem Licht.

Grünes Licht

glitzer3Schlossleuchten auf Schloss Drachenburg– so lautet der offizielle Titel der Lichtinstallation, die ab morgen an vier Wochenenden geschaltet ist. Hunderttausende von Lichtern, unzählige LEDs, riesige Projektoren erleuchten Bäume, Wege und Sträucher, aber vor allem die Architektur des Schlosses. Natürlich nicht nur Grün, sondern alle Farben des Spektrums kommen zum Einsatz. Das Schloss eignet sich sehr gut dafür, es sieht ja schon ohne bunte Scheinwerfer aus wie ein Hologramm direkt aus Disneyworld.

Lila und grün für den Nordturm, rot und pink für den Gotikbogen des Haupteingangs, Glitzer, Glimmer, Schimmer. Besondere Kontraste entstehen durch die harten Schatten im verschnörkelten Mauerwerk. Noch mehr als sonst steht hier ein Märchenschloss – und sieht aus  Heute Abend ist es noch ganz leer, morgen wird hier ein Rummel sein. Karneval ist ja auch schon ein paar Tage vorbei, da braucht die rheinische Feierlaune neues Feuer.

„Wir lieben Licht“

Die Event Firma World of Lights mit Wolfgang Flammersfeld und Reinhard Hartleif liebt Licht (der Slogan kommt mir irgendwie bekannt vor) hat schon viele eindrucksvolle Licht-Installationen realisiert. Ein ganzes Team von Lichttechnikern, Logistikern, Videoanimateuren, Metallbauern und Helfern hat gestern aufgebaut, installiert, getestet und vorgefühlt. Beim Arbeiten lief Musik. Das wird kein andächtiges Werk, schon zum Staunen, aber noch im Schunkelschwung von vor drei Tagen.

Gestern war Generalprobe – und das Probeleuchten war schon ziemlich eindrucksvoll. Ab morgen Abend leuchtet Schloss Drachenburg in allen Farben. Das sieht auch vom Tal gut aus, doch der steile Anstieg lohnt sich.