Aufstieg und Fall, epic

Was mir hier auf der Erde immer wie eine Katastrophe vorkommt ist im universellen Sinn der ganz normale Lauf der Dinge: Ein Stern steigt auf, brennt, verglüht. Ein Planet wird geboren, dreht seine Runden, vereist, vertrocknet oder verglüht mit dem Stern. Das geht alles sehr langsam und im irdischen Sinne liegt die Katastrophe natürlich im schnellen Aufstieg, dem der Fall immer schon innewohnt. Das gilt sowohl für die Besteigung des Mount Everest als auch für eine Banker-Karriere. Ich bewundere Reinhold Messner (der ist ja im Vergleich zu vielen anderen Bergsteigern glücklicherweise nie abgestürzt oder höchstens ein bisschen) und einer meiner besten Freunde ist ein Ex-Banker.

Grundsätzlich kommt vor dem Fall mein menschliches Versagen, auch wenn ich den Maschinen oder dem Schicksal die Schuld gebe. Ich stehe besonders blöd da, wenn ich vergessen habe Distanz zu meinem Eifer, zu meinem Ehrgeiz und zu meiner Anstrengung zu halten und mir jegliche Selbstironie abgeht. Aber sei mal am Ende deiner Kräfte und lache über dich. Einfach ist das nicht. Es lacht auch niemand mit dir. Manche sind beleidigt, andere schadenfroh. An einer Niederlage will niemand teilhaben.

Gut, dass es zumindest etwas Trost und geteilte Erfahrung gibt. Es geht auf- und wieder abwärts. Unten ist das Tal der Mühen und dann kommen die Mühen am Berg. Ein schöner Augenblick ist oben auf dem Gipfel (Aussichtsplattform, Helilandeplatz) zu stehen und sich umzuschauen. Weitblick. Höhenkoller. Manche mögen auch den Schweiß des Aufstiegs. Den Fall mag niemand, er ist unkontrolliert und sieht in keinem Fall elegant aus, fühlt sich auch nicht so an. Kontrolliert absteigen macht andererseits keinen Spaß, woher weiß ich was ich aushalte, wenn ich zu vorsichtig bin?

Also geht es nur in diesem rumpeligen Trott und wenn ich ehrlich bin, liebe ich die Schrammen, Kratzer und Narben, die ich bisher davongetragen habe. Ich zeige sie nicht auf jeder Party, aber mein inneres Auge verrät mir, wer auch welche hat. Wir heben dann in stillem Einverständnis unser Glas und heißen den nächsten Fall willkommen. Wo ich zurzeit stehe? Irgendwo am Berg.

 

Jane

Im Life-Lab unterhalte ich mich mit einer Roboterin, die sieht gut aus und versteht es, ganz auf meine kognitiven Bedürfnisse einzugehen. Das ist schon ein Wenig mehr als zurzeit im Film HER, wo es nur eine Stimme in einem Mobiltelefon gibt. Hier im Life-Lab habe ich einen Körper, okay aus Metall, aber individuell. Was weiß denn ich, was andere so genannte Menschen unter ihren Klamotten tragen. Die Roboterin hat keinen Namen und deshalb nenne ich sie Jane.

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Ich frage Jane, ob sie mir die neuesten neurolinguistischen Erkenntnisse rüberspulen, äh transferieren kann, so fastfoodmäßig, dass ich sie gleich verstehen, anwenden und den Rest mitnehmen kann. Über den Booter stellt Jane meinen Statuts quo in diesem Themenbereich fest und verabreicht mir dann das passende Update. Das ist so cool. Ich brauche nicht mehr endlos googlen und Fachzeitschriften lesen, sondern habe eine „Bekannte“, die mich bei einem rostfreien Kaffee auf den neuesten Stand bringt. Als Gegenleistung erzähle ich ihr meinen letztnächtlichen Traum. Jane fährt voll auf das Irrationale ab, das kann sie nämlich nicht und schlafen tut sie natürlich auch nicht. Obwohl, wer weiß schon was im Aus-Modus in so einer Maschine alles passiert.