Ein klarer Abend. Jedes Blatt eine kurvige Kante, der Grashalm ein scharfes Schwert. Auf der Bank, schneidend weiß gestrichen, liegen einige Körner Sand. Sie setzt sich. Leise knirschen die Kiesel unter ihr, weiß wie die Bank. Dann bewegt sie sich nicht mehr und es ist still. Als hätte die Atmosphäre heute keine Klänge bereit. Nicht einmal ein Rauschen oder ein Plätschern. Nur Ruhe und fernes Flattern von Schmetterlingsflügeln. Sie denkt gut dass Denken lautlos geht. Denn sonst wäre hier ein Aufruhr, eine Störung, die sogar sie selbst von der Bank treiben würde. Aber sonst ist niemand hier. Sie ist allein mit ihren Gedanken. Versucht eine Ordnung herzustellen. Dabei lächelt sie. Und zittert. Erinnert sich an die Berührung. Sich daran zu erinnern löst eine Welle aus. Fast sichtbar zwischen den geschnittenen Rosen. Sie bricht sich an den Stauden und läuft über dem Rasen aus. Das satte Grün beruhigt sie. Ihre Augen saugen. Grün vom Gras und Rot von den Rosen. Dieses Mal will sie sich Zeit lassen. Nicht so schnell Grün und Rot mischen zu einem unscheinbaren Gemisch. Sich auf Konturen konzentrieren. Kleinigkeiten wahrnehmen und keine Klötze werfen. Dieser Park und dieser Abend sind wie eine Lupe, eine Verlangsamung der Zeit. Sie freut sich. Darauf dass sich alles wieder beschleunigt.
Grün und Rot
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