Hier im Rheinland heißen Pommes Fritten und seit gestern weiß ich warum. Es ist eine dieser Geschichten, für die man keinen Grips braucht sondern nur einen klaren Blick auf die Geologie. Genau. Gestein, das aussieht wie Fritten aus der Fritteuse.
Abgesehen davon, dass der rheinische Dialekt auch einen gewissen französischen Einfluss in sich trägt, ich denke jetzt an Plümmo (für Bettdecke) und die Fritten auch von Pommes frites abstammen könnten, gibt es im Siebengebirge Steine, die aussehen wie große eckig geschnittene Kartoffelstücke und mit dem geologischen Terminus technicus feinschichtig gefrittet beschrieben werden. Es wird ja wohl kaum so gewesen sein, dass ein früher Fast-Food-Fetischist erst einen Blick auf seinen Teller warf und dann die Analogie von den Fritten zu seinem Studienobjekt herstellte, das sich da in aller Herrlichkeit vor ihm auftat. Basalt-Blöcke, schräg geschichtet – von Original Frittengröße bis hin zu Dreimeteroschis.
Nein, es war genau anders herum: Ganz versunken in wissenschaftlicher Kontemplation knabberte der Gesteinskundige an seinen Kartoffelecken und nannte das bis dahin namenlose Gericht fortan Fritten. An der Kurzform tat er gut, denn eine Bezeichnung wie Feinschichtig Gefrittete hätte sich nicht bis in die heutige Zeit halten können. Ganz vernachlässigen kann man die Tatsache, dass die Basaltblöcke sechseckig sind. Den analogen Schluss stört das nämlich nicht im Geringsten.
Wegen dieser und anderer geologischen Großartigkeiten hat das Siebengebirge 1971 ein Diplom bekommen: das Europäische Diplom für geschützte Gebiete. Angemessen für ein Gebirge hat es der Europarat als Felsbrocken geliefert. 2006 wurde das Siebengebirge dann noch in die Liste der Nationalen Geotope aufgenommen. Damit ist es Anwärter auf die Auszeichnung Weltkulturerbe – wenn es regelmäßig seine jährlichen Berichte schreibt, in dem es glaubwürdig darlegt, dass sein akademischer Grad noch up to date und von einer gewissen Nachhaltigkeit geprägt ist. Einem Gebirge dürfte das nicht schwer fallen. Gemessen an seinen geologischen Gepflogenheiten ist es durch diese jährliche Geschichte etwas gestresst, aber es mag den Platz seines in Stein gemeißelten Status dort auf der oberen Terrasse und die vielen Bewunderer, die mit ihrer menschlichen Haut über seine Oberfläche streichen.