Eine Frau aus dem Ort erlebt eine Enttäuschung und geht dieses Mal fast an ihr zugrunde. Was genau passiert ist weiß sie nicht, weil sie den Faden zur Realität verliert und sich Dinge einredet. Es ist keine Projektion, sondern Irrglaube. Nicht im religiösen Sinne, sondern im metaphysischen, also der Glaube an die Wahrscheinlichkeit wie Geschehnisse voneinander abhängen und was dann wirklich geschieht. Es gibt keine einzige authentische Person in diesem Drama, alle sind verfremdet, damit sie Dinge so dichten oder weglassen kann, dass es ein spannendes Drama wird. Die Geschichte hätte sich genau so zutragen können. Alle die sie gut kennen, wissen sowieso Bescheid und stellen andere Zusammenhänge her als diese Frau. Die Fiktion in ihrem Kopf funktioniert nun einmal so. Trotzdem ist die Häufung von Enttäuschung schwer zu verkraften.
Sie selbst könnte sich unentwegt ans Bein pinkeln, ans Schienbein treten oder sich ohrfeigen – aber sie hat eine andere Lösung für ihr Seelenheil gefunden. Das ist auch wieder weniger religiös gemeint als es klingt, auch wenn das jetzt noch getoppt wird durch die Offenbarung, dass sie Erlösung auf einem Weg findet, der jahrhundertelang als Kreuzweg in Nachahmung des Heilands Leiden seine Kurven bergan führt – der Petersberger Bittweg. Der religiöse Kontext des Bittwegs spielt keine Rolle. Höchstens im Sinne von persönlicher Interpretation und der Tatsache, dass die Frau schon irgendwie glaubt, das Büßen und Bitten auf diesem Weg hat eventuell einige unsichtbare Spuren hinterlassen.
Der Weg eignet sich deshalb so gut für einen Krisenüberwindungsprozess, weil er steil ist. Enorm steil. Schweißtreibend steil. So steil wie man es im Siebengebirge nicht unbedingt erwarten würde. Viele, die eher an Märchen glauben sagen der Bittweg ist verwunschen. Einerlei, wie oft sie auf und ab läuft, sie findet ihn genauso faszinierend wie am ersten Tag. Sie hat sich in ihn verliebt. Leider ist er nur ein Weg oder vielleicht auch gut so. Er verändert sich nicht. Er bleibt wie er ist und wird weiterhin der sein, der er schon immer war. Der Ausweg. Der Weg aus der Krise. Das hofft und daran glaubt sie.