Lange habe ich über den Leichtsinn gelacht. Ihn nicht ernst genommen. Seine pfauenartige Präsenz ignoriert. Ihn spöttisch Leander Leichtsinn genannt.
Und was macht er? Bedankt sich für diesen albernen Namen. Verbeugt sich eitel, zieht sich in einen Winkel zurück und wartet auf seinen nächsten Einsatz. Ich frage mich, von wem er den Befehl erhält. Wahrscheinlich von meinem Gehirn, entweder auf Diva- oder auf Stromsparmodus.
Die Diva lässt Leander freies Geleit. Im Galopp lässt er die Gefahr links liegen. Ist nur auf Gewinnen gepolt. Plustert sich auf und wirft die Federboa um seinen Gockelhals, wenn wieder einmal alles gut gegangen ist.
Im Stromspar vergisst er einfach zu denken. Hat keine Power für potentielle Patscher. Im Endeffekt geben sich Diva und Stromspar die Hand und grinsen unverschämt.
Leichtsinn ist nicht der Mangel an Logik. Leichtsinn ist schneller und ohne Kummer. Schwerelos für einen kurzen Moment, in dem alles andere möglich ist – ein Sturz, ein Fall, ein Tod. Der flüchtige* Augenblick, in dem der Leichtsinn das Zögern verhindert und den Sinn in einen Hauch von Nichts hüllt. So schwebt er als Schwert, wie manche sagen. Ich habe dieses Schwert noch nie gesehen.
Mit Leichtsinn fordere ich das Leben heraus, mache es kurzweilig, luftig und liebenswert. Wer will schon ein langes Leben? Leander lacht, als ich das sage.
*Dieser Beitrag ist Teil der Ausstellung “flüchtig” im Pumpwerk Siegburg vom 13.8.-23.9.2016
Dein Bestiarium wird ja immer voller. Erst der Stehgreif, dann die Maus. Bing gespannt, was als nächstes kommt.
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EIN schöner Text und sicher eine schöne Ausstellung
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Danke sehr freundlich und ja, eine Ausstellung mit vielen festgehaltenen flüchtigen Augenblicken … LG
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Gerne doch und klingt wirklich gut:) LG
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